Das Maibaumaufstellen

Maibaum historisch

Auf dieser Postkarte (vor 1927) sind in Etterschlag sogar zwei Maibäume zu sehen (Einer beim Alten Wirt, der zweite beim “Belle-Wirt”. Leider ist umstritten, ob dieses Bild den Ort zu jener Zeit korrekt darstellt.

Das Maibaumaufstellen ist ein uralter Brauch, der gesichtert schon im 16. Jahrhundert Maibaum Steinebachgepflegt wurde.(Auf einem Bild des Malers Hans Donauer aus dem Jahr 1590 ist erstmals eine Abbildung eines Figuren-Maibaumes in Starnberg zu sehen).  Der Maibaum selbst hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. So wurde in einer polizeilichen Verordnung aus dem Jahre 1657 der “Mayenstecken” als unflätig und unchristlich bezeichnet. Der ursprüngliche Sinn und Zweck des Maibaumes ist bis heute nicht nachgewiesen. - Heute jedenfalls steht er in den Wörthsee´r Ortsteilen als eine Bastion gegen die Schnelllebigkeit der Zeit  und für den Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft. Der Maibaum, der eine der wenigen Traditionen ist, die noch rege gepflegt werden, wird von der “unverheirateten Dorfjugend” (Burschenschaft ) gefällt, und in vielen “Nachtsitzungen” vorbereitet - hierbei kommt natürlich auch die Geselligkeit nicht zu kurz.

Vorbereitungen EtterschlagNachdem der Baum aus dem Wald zu seinem Bestimmungsort transportiert wurde, muß er ständig bewacht werden, da die Burschenschaft sonst auf Grund eines anderen Brauche - des Maibaumstehlens - Gefahr liefe, dass der Baum von einer anderen Dorfgemeinschaft gestohlen wird und teuer gegen Bier und Brotzeit ausgelöst werden muss (Andernfalls würde der sog. Schandbaum aufgestellt). Die “Maibaumwache” geht meist einher mit “Bier vom Faß” und “Gegrilltem”, so dass die Burschenschaft auch von anderen Dorfbewohnern bei der Bewachung unterstützt wird und die Wachmannschaft die Nacht leichter übersteht. Wirklich kritisch wird die Maibaumwache allerdings, wenn am 1. Mai wegen widriger Witterungsverhältnisse, wie Sturm, Schnee oder Eis nicht aufgestellt werden kann - dann gilt es, zusammenzuhalten und Leute zu finden, die den Wachdienst im Schichtbetrieb bis zum neuen Aufstelltermin (meist am folgenden Samstag oder Sonntag versehen.

Den Maibaum selbst gibt es in verschiedensten Varianten: Geschält (Entrindet), Grün (mit der Rinde, also natürlich) oder Weiß-Blau bemalt. Auch der Schmuck fällt unterschiedlich aus: Mit aus Dachsen (Fichtenzweige) gebundenen Kränzen, Blumenschmuck aus Papierblüten und bemalten Motivtafeln, die in der Regel das örtliche Gewerbe darstellen. Unten am Baum wird dann meist noch ein “Taferl” mit einem Spruch befestigt.
Auch die Lebensdauer ist von Ort zu Ort unterschiedlich: So werden die “grünen” jährlich aufgestellt, während den bemalten natürlich ein längeres Leben beschert ist. Bei der Befestigung des Baumes ist zwischen der Variante des “Eingrabens” und dem Halt durch zwei Schienen zu unterscheiden.

Nachdem die Männer der Dorfgemeinschaft am 1. Mai Aufstellen Etterschlagden Baum mit Muskelkraft und Zuhilfenahme von selbstgestalteten “Hilfsmitteln”, wie Leitern, Scheren, etc. aufgestellt haben findet meist noch ein kleines Rahmenprogramm statt, so z. B. in Etterschlag eine Versteigerung von Wurst-/Fleischwaren und Brennholz aus dem alten Maibaum zugunsten der Burschenschaft, Blasmusik und ein Wettsägen. Dieses gesellige Beisammensein soll dem Vernehmen nach schon für so manchen bis zum 2. Mai gedauert haben und einen dicken Kater beschert haben.

Ach ja: Um sich nicht vor den anderen Ortsteilen mit einem “Stangerl” zu blamieren sollte der aus einer Fichte entstandene Maibaum schon mindestens 30 Meter lang sein.

In der Nacht zum 1. Mai gibt es übrigens noch eine andere Tradition: Die Freinacht - Dabei wird das bewegliche  Inventar in den Dörfern zur Zielscheibe von den nachts umherziehenden Jugendlichen, die es dann zu einem dafür nicht vorgesehenen Ort verbringen (ohne dabei etwas zu beschädigen - alles andere ist Sachbeschädigung). Der ursprüngliche Sinn dieses Brauches lag darin, die “Schlampigen” im Dorf darauf hinzuweisen, dass sie etwas mehr Ordnung herrschen lassen sollten. Also aufgepaßt: Es wurde zwar schon längere Zeit kein mistbeladener Wagen mehr auf dem Hausdach gesichtet, der eine oder andere soll allerdings den 1. Mai schon mit der Suche nach dem Gartentor verbracht haben

Hier gibt es Bilder vom Etterschlager Maibaum im Jahr 2001

Stand 20 Dezember, 2016

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