Nachdem der Baum aus dem Wald zu seinem Bestimmungsort transportiert wurde, muß er ständig bewacht werden, da die Burschenschaft
sonst auf Grund eines anderen Brauche - des Maibaumstehlens - Gefahr liefe, dass der Baum von einer anderen Dorfgemeinschaft gestohlen wird und teuer gegen Bier und Brotzeit ausgelöst
werden muss (Andernfalls würde der sog. Schandbaum aufgestellt). Die “Maibaumwache” geht meist einher mit “Bier vom Faß” und “Gegrilltem”, so dass die Burschenschaft auch
von anderen Dorfbewohnern bei der Bewachung unterstützt wird und die Wachmannschaft die Nacht leichter übersteht. Wirklich kritisch wird die Maibaumwache allerdings, wenn am
1. Mai wegen widriger Witterungsverhältnisse, wie Sturm, Schnee oder Eis nicht aufgestellt werden kann - dann gilt es, zusammenzuhalten und Leute zu finden, die den
Wachdienst im Schichtbetrieb bis zum neuen Aufstelltermin (meist am folgenden Samstag oder Sonntag versehen.
Den Maibaum selbst gibt es in verschiedensten Varianten: Geschält (Entrindet), Grün (mit
der Rinde, also natürlich) oder Weiß-Blau bemalt. Auch der Schmuck fällt unterschiedlich aus: Mit aus Dachsen (Fichtenzweige) gebundenen Kränzen, Blumenschmuck aus
Papierblüten und bemalten Motivtafeln, die in der Regel das örtliche Gewerbe darstellen. Unten am Baum wird dann meist noch ein “Taferl” mit einem Spruch befestigt.
Auch die Lebensdauer ist von Ort zu Ort unterschiedlich: So werden die “grünen” jährlich aufgestellt, während den bemalten natürlich ein längeres Leben beschert ist. Bei der
Befestigung des Baumes ist zwischen der Variante des “Eingrabens” und dem Halt durch zwei Schienen zu unterscheiden.
Nachdem die Männer der Dorfgemeinschaft am 1. Mai den Baum mit Muskelkraft und Zuhilfenahme von selbstgestalteten “Hilfsmitteln”, wie Leitern, Scheren, etc. aufgestellt haben findet
meist noch ein kleines Rahmenprogramm statt, so z. B. in Etterschlag eine Versteigerung von Wurst-/Fleischwaren und Brennholz aus dem alten Maibaum zugunsten der Burschenschaft, Blasmusik und ein Wettsägen. Dieses gesellige
Beisammensein soll dem Vernehmen nach schon für so manchen bis zum 2. Mai gedauert haben und einen dicken Kater beschert haben.
Ach ja: Um sich nicht vor den anderen Ortsteilen mit einem “Stangerl” zu blamieren sollte der aus einer Fichte entstandene Maibaum schon
mindestens 30 Meter lang sein.
In der Nacht zum 1. Mai gibt es übrigens noch eine andere Tradition: Die Freinacht -
Dabei wird das bewegliche Inventar in den Dörfern zur Zielscheibe von den nachts umherziehenden Jugendlichen, die es dann zu einem dafür nicht vorgesehenen Ort
verbringen (ohne dabei etwas zu beschädigen - alles andere ist Sachbeschädigung). Der ursprüngliche Sinn dieses Brauches lag darin, die “Schlampigen” im Dorf darauf
hinzuweisen, dass sie etwas mehr Ordnung herrschen lassen sollten. Also aufgepaßt: Es wurde zwar schon längere Zeit kein mistbeladener Wagen mehr auf dem Hausdach
gesichtet, der eine oder andere soll allerdings den 1. Mai schon mit der Suche nach dem Gartentor verbracht haben
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